Das lange Warten auf den Laden · Frankfurter Neue Presse

Artikel aus der Frankfurter Neuen Presse, 25. Februar 2013.

Ein neuer Supermarkt-Mieter in Münster ist nicht in Sicht - Verein prüft nun auch alternative Modelle

Die Bürgervereinigung Alt-Münster engagiert sich längst für die Einkaufsmöglichkeiten im Ort. Konkrete Erfolge hat sie ebenso wie die Stadt aber noch nicht zu vermelden.

Von Manfred Becht

Volle Regale und ein voller Einkaufswagen: Das wäre die Traumvorstellung der Bürger in Münster. Dort fehlt seit Sommer 2012 eine Einkaufsmöglichkeit. Und eine Besserung der Situation ist nicht in Sicht. Foto: Fotolia

Dass der Radweg zwischen Münster und Liederbach in den vergangenen Monaten häufiger benutzt wird als früher, hat einen unerfreulichen Grund: Seit der Schließung des Tegut-Marktes im Sommer 2012 gibt es keinen Lebensmittelmarkt im Kelkheimer Stadtteil mehr. Dabei sind diejenigen noch gut dran, die nach Liederbach radeln, laufen oder mit dem Auto fahren können, um einzukaufen. Wer nicht mehr so mobil ist, der hat ein Problem.

Das wurde auch zum Thema in der jüngsten Jahreshauptversammlung der Bürgervereinigung Alt Münster (siehe "Info" rechts). "Die Mitglieder wollen sich engagieren", berichtet Schriftführerin Sylvia Beier nach der Versammlung. Das ist aber auch schon die einzige gute Nachricht. Mit verschiedenen Betreibern von Lebensmittelmärkten wurde gesprochen, alle haben abgewinkt. Genauso erging es Eicke Winter, dem Vermieter des Hauses, in dem sich der Supermarkt bisher befand.

Nicht ins Gewerbegebiet

Ähnliche Gespräche hat auch Thomas Horn geführt - mit dem gleichen Ergebnis. Die Stadt konzentriert sich daher nicht mehr nur auf den bisherigen Standort des Supermarktes, sondern prüft auch andere Grundstücke. "Die Flächen sind nicht beliebig vermehrbar", deutet der Bürgermeister an, dass es gar nicht so viele Möglichkeiten in Münster gibt. Im Gewerbegebiet gäbe es zwar Flächen, aber dort ist Lebensmittelhandel ausgeschlossen. Und große Betreiber haben der Stadt Kelkheim schon klar gemacht, dass sie an einem Standort im Gewerbegebiet ohnehin kein Interesse haben, hat Horn schon betont.

Frei wird in absehbarer Zeit zwar das Feuerwehrgrundstück, da ein neues Spritzenhaus an der Dieselstraße gebaut wird. Aber mit 1500Quadratmetern sei das Gelände zwischen Zeilsheimer und Dieselstraße zu klein, betont Horn. Zwischen 2500 und 4000 Quadratmeter müssen es schon sein. Klar ist auch, dass die Stadt, sollte sie fündig werden, damit nicht zu früh an die Öffentlichkeit gehen kann - die Betreiber von Supermärkten bereiten neue Läden lieber in aller Stille vor.

Werkstatt Frankfurt?

Andere Modelle, auf genossenschaftlicher Basis oder mit ehrenamtlicher Mitarbeit, brauchen dagegen mehr Öffentlichkeit. In solche Richtungen zu denken, das wäre eher die Sache der Bürgervereinigung Alt-Münster. Die möchte auch Kontakt aufnehmen mit der "Werkstatt Frankfurt", die kleine Supermärkte betreibt, in denen sich Erwerbslose qualifizieren können. Auf diese Weise lassen sich auf den ersten Blick niedrige Personalkosten erreichen. Allerdings: Die frühere Selbsthilfe im Taunus hat einen Dorfladen in Wildsachsen, der nach einem ähnlichen Modell betrieben wurde, inzwischen aufgegeben.

Wie auch immer: Einen gewissen Zeitdruck gibt es, vor allem wenn man im Sinn hat, den Laden des früheren Tegut wieder zu nutzen. Vermieter Eicke Winter möchte dort zwar wieder einen Supermarkt unterbringen und hat andere Anfragen bislang abgelehnt. Als der Laden noch von Tengelmann betrieben wurde, habe er gut funktioniert, lässt Winter durchblicken, dass Tegut nach der Übernahme Fehler gemacht habe. Das hatte auch eine Kreisblatt-Umfrage ergeben. Aber irgendwann könne er nicht länger warten, sagt Winter zum Kreisblatt: "Ich muss ja auch meine Verpflichtungen gegenüber der Bank erfüllen."

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